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Report from Mother India2012 PROF. D RAKESH, BANGALORE |
(:blogentry title="Embedded Phase Delay" time="16. December 2012 14:13":)
Auf Rakehs Dachterasse wird in Direktverbindung mit dem weihnachtlichen Freiburg ein Insektenlabor eingerichtet.

Der Hausmeister des Apartmentblocks - immer devot und freundlich - wohnt oben mit Familie auf dem Dach, schlägt aber leider seine Frau. Beim Auszug übernimmt er die Pflanzenpflege.
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(:blogentry title="Kochi" time="13. December 2012 11:46":)
(:vimeo 71355770 width=650 height=400:)
Reise an den indischen Ozean zur Eröffnung der ersten indischen Biennale in Kochi
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(:blogentry title="Insects" time="06. December 2012 13:21":)
»The age of insects with its molecular vibrations, chirring, rustling, buzzing, clicking, scratching and scraping. Birds are vocal, but insects are instrumental; drums and violins. The insect is closer, better able to make audible the truth that all becomings are molecular« TP p. 308
Prozvenella Bangalorensis (New species of cricket from IISc campus)
Rakesh hat seinen Workshop an der Hochschule beendet und wird vom Medien- zum Insektenforscher. Morgens um sieben geht er im öffentlichen Freibad schwimmen, abends Yoga im Park.
(:blogentryend:)
(:blogentry title="Postamt Malleswaram, 18th Cross" time="02. December 2012 18:07":)
Auf dem Rückweg von der Post kauft Rakesh eine Matraze für sein zu hart gefedertes Bett. Zuhause angekommen muss er feststellen, dass er beim Einstieg in die Autorikscha wohl seine Mütze verloren haben muss.
Die Baumwoll-Cap war in Deutschland teurer als die ganze Baumwollmatratze in Indien, er geht daher auf die Suche. Die Mütze taucht glücklicherweise wieder auf, inwischen sind aber mehrere Busse darüber hinweggerollt.
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(:blogentry title="Rhizomatic Rhythms" time="27. November 2012 14:45":) Heute war die Skype-Performance des Workshops von Rakesh mit seinen sieben Studenten. Hat alles geklappt und war mit 30 Personen gut besucht.
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(:vimeo 70784855 width=350:) |
BEAT-RHYTHM»In comparison with the general rhythm of the impulses which controls the whole life, the beat-rhythm is very insignificant, for it plays an important part only in the higher animals.« Uexküll, Theoretische Biologie (1910) |
(:blogentry title="Rhythm/Environment/Wasps" time="25. November 2012 14:45":)
Rakesh nutzt eine Lecture Demonstration zu »Nuances of of rythm in Hindustani Music« und verfasst einen Exkurs zu Rhythm/Environment/Wasps
(:vimeo xx width=350:) |
»Nuances of rythm in Hindustani Music«Lecture Demonstration by Pt. Viswanath Nakod (Tabla) accompanied by Sri Rajendra Kumar (Violin) and Dr. K.S. Vaishali (Voice) |
(:vimeo 70729762 width=350:) |
»The inner rhythm must correspond to the external.«Uexküll, Theoretische Biologie (1910) » Indian Fruit Bat at the IISc |
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(:blogentry title="Territorialisierungsbewegungen" time="21. November 2012 20:06":)
Rakesh ist auf der Suche nach einem Labor für die Skypeperformance, nachdem der Windtunnel aus verschiedenen Gründen abgesagt wurde. Dafür grast er Kollegen unterschiedlichster Forschungsrichtungen auf dem weitläufigen Gelände des Indian Instituts of Science ab.
Heute war er bei dem Physiker Pandit und anschliessend bei den Biologen am Centre for Ecological Sciences im Wespenlabor. Untersuchungsgegenstand hier ist seit Jahrzehnten die ungeklärte Frage, wer beim Tod der Königin einer Wespenpopulation die Nachfologe antritt und damit seine Lebenszeit um das zehnfache verlängert.
»Die Orchidee deterritorialisiert sich, indem sie ein Bild formt, das Abbild einer Wespe; aber die Wespe reterri-torialisiert sich auf diesem Bild.
Die Wespe dagegen deterritorialisiert sich, indem sie selber ein Teil des Fortpflanzungsorgans der Wespe wird. Aber sie reterritorialisiert die Orchidee, weil sie deren Pollen transportiert.« (TP S. 20)
Ganz andere Territiorialisierungsprozesse und Umweltbezüge werden beim Besuch einer Nähfabrik deutlich, die für die Skypeperformance RHIZOMATIC RHYTHMS der Studierenden nächste Woche recherchiert wird. Eine Schauspielerin liest hier in der Rolle einer Näherin Textpassagen aus Tausend Plateaus, die im Seminarraum von einer Tänzerin vor Publikum interpretiert werden.
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(:blogentry title="Botanischer Garten" time="19. November 2012 18:07":)
Rakesh tankt Energie beim sonntäglichen Spaziergang durch den Botanischen Garten
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(:blogentry title="Main station" time="18. November 2012 22:03":)
»Territorien gibt es, sobald es eine Expressivität des Rhythmus gibt.«
(TP, S. 429)
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(:blogentry title="Yelahanka" time="17. November 2012 22:35":)
»Die Zauberer haben an der Grenze der Felder und Wälder immer schon eine anormale Stellung eingenom-men. Sie hausen an den Rändern, zwischen den Dörfern.«
(TP, 335)
Im Norden Bangalores befindet sich die Srishti School of Art, Design and Technolgy, an der Rakesh unterrichtet. Auf dem Fußweg vom Old Campus zu N4 sieht es auf für einen Moment aus wie in Venice Beach - nur eben keine durch Lifestyle, Technik- und Sportfetischismus segregierte Szeneödnis. Die Vorstädte sind auf allen Maßstabsebenen eine Assemblage an Versatzstücken mit hohem sozialen Innovationspotential.
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(:blogentry title="Hampi" time="14. November 2012 13:42":)
»Eine mutierende Strömung tendiert immer dazu, den Codes zu entfliehen.«
Organloses Treiben auf den Tempelfeldern von Hampi. Landschaft, Mentalitäten, Gerüche, Farben, Geräusche sorgen für eine andere Einbettung. Weiche Bewegungen der Akteuere und friedlicher Umgang, wie man sich das aus europäischer Sicht nur schwer vorstellen kann. Zwei Hirten auf einem Fels, zwei spielende Hunde und grasende Rinder. Rakesh ist glücklich. Er liest »Tausend Plateaus« und entdeckt zahlreiche Termitenhügel und weitere Verflechtungen aller Art - kulturell, sozial und ökonomisch. Und dennoch:
»Anders als Haudricourt glaubte, spielt nicht Indien die Vermittlerrolle zwischen Okzident und Orient, sondern Amerika ist der Dreh und Angelpunkt. Patti Smith: Don't go for the root, follow the canal!«
( TP, S. 34)
Aber auf Seite 207 dann doch die reine Indieneuphorie: »Warum nicht auf dem Kopf gehen, mit den Stirnhölen singen, mit der Haut sehen, mit dem Bauch atmen. Sehende Haut, Yoga, Krischna, Love, Experimentieren.«
Heute ist Divali, das indische Lichtfest und Rakesh wartet in Hospet auf den Nachtbus nach Bangalore. Die Händler funktionieren ihre Läden zu kleinen Lichttempeln um und bitten die Kühe herein. Das ist sehr anrührend und kann - wenn überhaupt - ausschliesslich mit der Haut gesehen werden, denkt Rakesh.
In seßhaften Kulturen fällt man Bäume und rodet »Grünzeug«, baut Häuser und pflanzt dann neu. In nomadischen Strukturen baut man um Bestehendes herum, zur Einsparung von Kräften und aus einem grundlegenden Respekt vor dem Leben.

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(:blogentry title="Impuls" time="09. November 2012 10:31":)
Nachdem sich Rakesh mindestens einmal täglich gefragt hat, was er hier überhaupt macht, kam ihm gestern beim Spaziergang auf dem Campus des Indian Institute of Science ein guter Impuls. Das Gelände liegt verkehrsumströmt in einem kleinen tropischen Regenwald und erstreckt sich über 4 Quadratkilometer.
Das IISc ist ein poetischer und unwirklicher Ort. In einer solchen Topologie werden Umweltbezüge wirksam, die zu einer anderen Forschung führen als in einem wohlsortierten Umfeld, denkt Rakesh.
Per Zufall also Entdeckung des Department of Aerospace Engineering, gegründet 1942. Im Inneren gibt es ein Labor, das mit einer Schleuse und zwei großen Stahltüren gesichert ist. Darin dann jede Menge Messgeräte und Raumverwindungen um einen ca. 2m hohen Strömungskanal mit flachem Betonboden und aerodynamischen Übergängen zu Wänden und Decke. Eine Gruppe von Wissenschaftlern ist dort in einer dramaturgischen Mischung aus Tarkowskij, James Bond und Deleuze am arbeiten. Wäre klasse, wenn Amjad am 15.12. hier aufführen könnte.
Der Windfluss kann bei einer Mindestgeschwindigkeit von 20km/h und 60 Dezibel variabel hochgefahren werden, um den Raum in einen hyperlokalen Zeitkanal mit rhythmischem Signalflow zu transformieren.
Inmitten dieses irrsinnigen Geflechts aus Stadt, Tropenwald, Energie und Hightech werden bei Rakesh Denkpotentiale und Bewegungsmomente für das Projekt in Gang gesetzt - zumal in Kombination mit Media Markt in Haslach und der Kammerbühne.
Das zuständige Department of Aerospace Engineering arbeitet für das Verteidigungsministerium, was die Sache leider etwas kompliziert, aber wohl nicht unmöglich macht. Es sind ja noch ein paar Wochen Zeit. (:blogentryend:)
(:blogentry title="Studenten" time="07. November 2012 23:50":)
Hier die acht Unglücksraben aus dem Kurs von Rakesh und Vasanthi. Sie sollen auch die Skypeperformance mitbetreuen, was er ihnen aber erst noch behutsam vermitteln muss. Eine ganz schöne Chaotengruppe, denkt er sich, mal sehen was die so innerlich umtreibt. (:blogentryend:)
(:blogentry title="Dizzy" time="06. November 2012 11:45":) Mit leichter Erkältung und Mattscheibe stellt sich bei Rakesh ein schwebender Zustand ein.

(:blogentryend:) (:blogentry title="Assemblage" time="04. November 2012 21:08":)
An Tag drei wird der Blick detaillierter und der Radius weiter. Rakesh wird klar, dass er seinen Workshop Mediale Intervention modifizieren muss. Was nördlich der Alpen als Intervention im Stadtraum noch irritieren mag, fällt hier wirklich niemandem mehr auf. Es geht in der Wahrnehmung nicht nur unter, sondern ist vielmehr Bestandteil einer auf Improvisation basierten Alltagskultur.
Jeder Blick ist hier Montage, jede Ecke eine Assemblage. Im Sinne von Deleuze/Guattari ein »kontingentes Ensemble von Praktiken und Gegenständen.«
Das erste Assignment:
- Choose a location
- Stay there for one hour
- Map the place on location (use media like paper, gps, video etc)
- Build a physical or virtual mock-up as assemblage
- Record the facts (what happens, what does not happen but could happen etc.)
- Document the assignment at metaspace.de

So oder ähnlich könnte sein Workshop aussehen, denkt sich Rakesh.
(:blogentryend:) (:blogentry title="Thinking the Mega City" time="03. November 2012 20:25":)
Post industrialism is producing informal concepts of space and time. The homogeinity of the European city is over.
One must think the mega city as a structure of action and perception, as a medium and not as material, object or form. Urbanity is a process of permament differentiation and reinvention with gaps and holes in it. It is a labatory of social and technological processes. And it is struggle. Whom belongs the city?
Mumbai suffers under »too-muchness«, says Salman Rushdie. It is a hybrid moloch with the highest rents and the lowest incomes. The global city versus its mega slums means global control activities through trade versus day labor in the service sector as performative presence on the streets. The people in the office buildings live with their families in segregated settlements while the rest lives in so called »informal cities«. Having no work there means having no existence. One billion people world wide live in slums.
frei nach ReplayCity, Christopher Dell (:blogentryend:) (:blogentry title="Simple Livng. High Thinking." time="02. November 2012 18:09":) Rakesh kommt in Begleitung des Zyklon Nilam mit heftigem Regen von dunkelgrauem Himmel. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt erinnert ihn saftiges Grün auf roter Erde an Äthiopien. Es wird früh dunkel, in der Gästewohnung fällt gleich mal für eine Stunde der Strom aus und er sitzt im Dunkeln - beim Blick aus dem Fenster brutzeln und blitzen Hochspannungsleitungen, Äste brechen ab. Rakesh wohnt im Stadtteil Mallesh, auf arabisch »shit happens«, das kann er sich gut merken.
Auch als der Strom wiederkommt gibt es kein Internet und kein Netzwerk zum telefonieren, also Suche am Feiertag auf den überschwemmten Strassen nach einer Simkarte, die es hier nur mit Passfoto und Ausweiskopien gibt - weiter zum Fotografen (Foto siehe oben) usw. Am Ende klappt es dann, Rakesh kann zuhause anrufen und endlich schlafen gehen. Seine Telefonnummer ist 0091 9901745307, seine Adresse Jayalakshmi, Apt. 301, 18th Cross, Malleshwaram, Bangalore.
Eine LKW-Aufschrift auf der ersten Fahrt zur Hochschule gibt Randbedingungen für den Aufenthalt vor
Blick vom Balkon auf tropisches Grün und auf den Stromgenerator der gegenüberliegenden Klinik - »silent power« trifft die Sache nicht ganz. Man hört die Maschine nur deshalb nicht, weil man sich zu den Bildern ohrenbetäubenden Verkehrlärm, Gehupe und Hundegebell, Geknatter von Zweirädern und - vereinzelt am frühen Morgen - exotisches Vogelgezwitscher vorstellen muss. Ebenso Bilder von der Strasse mit hin und wieder Kühen und Eseln, die in aller Ruhe im Weg stehen.
(:blogentryend:)
(:blogentry title="Flug Delhi-Bangalore" time="01. November 2012 16:50":)
Zweieinhalbstündiger Flug von Delhi Richtung Süden nach Bangalore, seit 16 Stunden unterwegs. Die schlechte Luft in Delhi erinnert ohne Umschweife an Kairo - selbstläufige Abgleichungen, die einer unbefangenen Begegnung im Weg stehen. Laut WHO entspricht die Dosis an Schadstoffen hier in der Luft dem täglichen Konsum von zwei Schachteln Zigaretten. Rakesh kennt die Zahlen.
Intensive Dislokationen durch wiederholtes Wegnicken in Minutenabständen in der Wartehalle in Delhi, noch verstärkt durch das Hören der Ouvertüre von Wagners Tannhäuser per Kopfhörer. Der rot-orangefarbene Teppichboden im Terminal sorgt für Behaglichkeit in der Fremde, ein offensichtliches Erbe der Engländer mit den Farben von hier. Rakesh fragt sich, was er in diesem Land zwei Monate tun soll und ob er etwas »zu suchen« findet. Bis auf die vertraute Bildschirmoberfläche des Computers und seine 23kg Gepäck müssen sich die Umweltbezüge neu organisieren.
(:blogentry title="Forschungssemester" time="01. September 2012 0:00":)

Rakesh wird von seinem Rektor nach Südindien versetzt.

(:blogentryend:)
San Francisco 2007 | Kairo 2009-11 | Bangalore 2012
(:quicktime http://www.metaspace.de/uploads/Dokumentation/cricket.mp3:)